Neuhausen, eine alte Rebbaugemeinde

Neuhausen ist im Ursprung eine Rebbaugemeinde. Darauf verweist auch schon das älteste Dorfsiegel. Es stammt aus dem Jahre 1822 und zeigt ein Rebmesser mit Kleeblatt, genau so, wie wir es im heutigen Neuhauser Gemeindewappen sehen.

Noch um 1820 gab es auf dem Gebiet der Gemeinde Neuhausen am Rheinfall rund 65 ha Reben. Wie bedeutend der Rebbau hier war zeigt auch die stolze Zahl von nicht weniger als 10 Trotten. Zum Vergleich: Wilchingen besass damals nur gerade 6 Trotten, Hallau 25 und die Stadt Schaffhausen 74 Trotten. Neuhausen war demnach, aller Wahrscheinlichkeit nach, was die Bedeutung des Rebbaus anbetrifft, vor rund 200 Jahren die Nummer drei im Kanton Schaffhausen. Leider ist nur noch die sogenannte „Lange Trotte“ erhalten geblieben. Sie stammt aus dem Jahr 1585 und beherbergt seit 1976 das Neuhauser Trottentheater.


Auch Goethe schätzte den Neuhauser Wein

In guten Jahren konnten in Neuhausen nicht weniger als 150’000 Liter Wein gekeltert werden. Der Rebensaft aus der Rheinfallregion hatte einen guten Namen. Offenbar bekam das spezielle Mikroklima im Rheinfallbecken den Trauben besonders gut. Der Dichterfürst Goethe, der sich, wie hinlänglich bekannt, mit Wein bestens auskannte, soll bei seinem Rheinfallbesuch 1797 den Tropfen aus den Neuhauser Rebbergen sehr gelobt haben. Auch zahlreiche Gäste des renommierten Hotels Schweizerhof wussten es offenbar sehr zu schätzen, wenn ihnen Neuhauser-Wein kredenzt wurde.
Im Zuge der Industrialisierung und der zunehmenden Überbauung verschwanden die Rebparzellen der Gemeinde Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts leider nach und nach. Durch verbesserte Transportwege erwuchs dem regionalen Wein auch zunehmend Konkurrenz aus dem Ausland. Hinzu kam noch, dass falscher Mehltau und die Angst vor der Reblaus (die im Kanton Schaffhausen allerdings erst 1949 zum ersten Mal auftauchte) viele Bauern dazu bewog, die Arbeit in den Reben aufzugeben. Der letzte Rebberg Neuhausens befand sich beim Rabenfluh und wurde zu Beginn der 1920er Jahre stillgelegt.
Heute erinnern nur noch einige Strassennamen an den Rebbau in der Gemeinde Neuhausen: So gibt es beispielsweise eine Weinbergstrasse, Goldbergstrasse, das Trubegüetli, die Neusatzstrasse und die Neubergstrasse.
Im Jahre 1963 wurde die letzte Neuhauser Rebparzelle bei der Röti aufgeben. Der Rebbauverein setzt sich jedoch dafür ein, dass bald wieder Rebhänge an verschiedenen Standorten auf Gemeindegebiet entstehen können – vielleicht dereinst auch wieder im Rheinfallbecken, wo sich einstmals eine der besten Lagen für weisse Trauben im Kanton Schaffhausen befand.


Freude herrscht:
Neuhausen hat wieder einen Rebberg!

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Mit der Idee, Neuhausens Geschichte und Kultur zu pflegen und zu beleben wurde vor rund einem Jahr der Rebbauverein gegründet. Oberstes Ziel war natürlich, wieder eigenen Rebberg für die Gemeinde anzulegen. Ein namhafter Betrag des SIG Kulturfonds sowie eine Zuwendung des Verschönerungsvereins Neuhausen bildeten die finanzielle Grundlage dieses Projekts. Auch etliche Vereinsmitglieder halfen mit dem Kauf von «Anteilsscheinen» mit, den Traum vom Neuhauser Rebberg Wirklichkeit werden zu lassen. Dank dem Entgegenkommen der «altra» und des kantonalen Bauamts konnte schliesslich eine Parzelle beim Trubegüetli gefunden werden, um das Vorhaben zu realisieren.
Nachdem Terrassen angelegt worden waren, konnten Freiwillige des Rebauvereins am letzten Samstag mit dem Pflanzen der Jungreben beginnen. Die Winzer Claudia und Christoph Stoll aus Osterfingen hatten zuvor die nötigen Tipps gegeben und auch beim Ausrichten der Rebstöcke geholfen. Weil letztlich Bio-Weine gekeltert werden sollen, hat sich der Verein für die schädlingsresistenten Sorten Muscaris (weiss) und Divico (rot) entschieden. Vereinspräsident Ruedi Meier war begeistert, als alle 125 Reben gepflanzt waren und zitierte den Spruch von alt-Bundesrat Adolf Ogi: «Freude herrscht!» Dass Neuhausen nun wieder einen Rebberg besitzt, ist aus seiner Sicht ein historisches Ereignis. Auch die übrigen Vereinsmitglieder waren bester Laune und stiessen bei einem Apéro auf den neuen Rebberg an.


Seit 11.06.2016 ist die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall zwar noch nicht wieder eine Rebbaugemeinde, aber auf den ersten 300 Quadratmetern des neuen Rebhangs sind Rebstöcke gesetzt.
Neuhausen hat einen Rebberg

Noch keine Rebbaugemeinde

Mit rund 300 Quadratmetern ist die Rebfläche beim Trubegüetli momentan noch zu klein, um in das offizielle Rebkataster des Kantons Schaffhausen aufgenommen zu werden. In den kommenden Jahren muss sich erst zeigen, in wie weit sich der Standort für eine ausreichende Qualität der Trauben eignet. 1954, als das Rebgebiet auf weniger als 25 Aren zusammengeschmolzen war, wurde Neuhausen von der Liste der Rebbaugemeinden gestrichen. Es ist zu hoffen, dass der Ort mit dem Rebmesser im Wappen wieder in diesen Kreis zurückfindet. Ein Anfang hierfür ist gemacht.


Nach und nach erscheint hier:  Eduard Imthurns Beschreibung des Schaffhauser Weinbaus von 1839 (in: Gemälde der Schweiz)

Viel Spass bei der Lektüre!

Der Weinbau im Kanton Schaffhausen ist nicht besonders alt, denn zur Zeit der Stiftung des Klosters Allerheiligen besassen nur einige Edelleute kleine Weinberge. Unter der geistlichen Aufsicht aber verbreitete sich die Kultur der Reben, und zwar selbst bis in die rauen Randenschluchten hinauf. Gegenwärtig noch treiben alle Gemeinden des Kantons Weinbau mit Ausnahme von Büttenhardt,  Lohn, Stetten Opfertshofen, Merishausen, Bargen und Hemmental, wo das Klima zu rau ist.

Die Ausdehnung der Reben soll sich nach Güterkataster 1799 über 4008 Juchart (ca. 1340 ha!) und erstreckt haben. Da die Weinberge bis zur neuesten Zeit als das Fundament des Schaffhausen Nationalreichtums angesehen wurden und deshalb in sehr hohen Preise standen, so wurden auch die Reben nicht zum geringen Mass aufgeführt, ja man darf annehmen, dass jedes Stück Reben auf jede Juchart seines angeblichen Masses um ein bis zehn Ruten zu klein sei.
Aus diesem Grunde und weil seit einem halben Jahrhundert über 500 Juchart Reben ausgeschlagen wurden, kann man die wirkliche Grösse sämtliche Weinberge im Kanton höchstens auf 3500 Juchart (1166 ha) beziffern.

Der Weinbau erfordert mehr als die vierfache Arbeit des Feld- und Wiesenanbaus, auch erheischt er für Holz zu Rebpfählen, Stroh und Dünger wohl die sechsfache Auslage jener; dazu folgen sehr häufig Missjahre nacheinander, so das der bedeutendste Gewinn, den einzelnen Weinjahre bringen, ganz aufgezehrt wird. Deswegen sind auch jene Gemeinden, welche Weinbau treiben, am stärksten verschuldet und wenden sich mit Recht nach und nach anderen Zweigen der Landwirtschaft zu. Im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts reiften ganz ausgezeichnete Weine: 1811, 1819, 1822, 1827 und 1834. Sehr gute: 1800, 1807, 1810, 1825, 1835. Mittlere: 1802, 1815, 1818, 1826, 1828 und 1832. In den Übrigen Jahrgängen waren die Weine geringer, am geringsten wohl 1817. 

Als gute Rebgelände werden Bergabhänge bis etwa 1600 über dem Meer gegen Osten, Süden oder am besten gegen Südosten gelegen, angesehen, besonders wenn sie einen kiesigen oder kalkigen Boden besitzen. Je ebener die Reben liegen, umso schlechter fällt der Wein aus und umso häufiger schadet ihnen der Reif. Der Weinbau wird auf dreierlei verschiedene Arten betrieben. Nach der ersten (am Bodensee einheimischen) wird die Weinrebe ohne grosses Beschneiden unter Umbiegen an lange, knorrige Pfähle gebunden und wächst dann so hoch, wie sie will. Diese Manie, welche auch nicht erfordert, dass die Reben in gerader Linie und in gewissen Zwischenräumen gepflanzt werden, ist sehr unvorteilhaft und verschwindet daher in dem östlichen Teile des Kantons, wo sie gebräuchlich war, ganz.