Nach und nach erscheint hier: Eduard Imthurns Beschreibung des Schaffhauser Weinbaus von 1839 (in: Gemälde der Schweiz)
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Der Weinbau im Kanton Schaffhausen ist nicht besonders alt, denn zur Zeit der Stiftung des Klosters Allerheiligen besassen nur einige Edelleute kleine Weinberge. Unter der geistlichen Aufsicht aber verbreitete sich die Kultur der Reben, und zwar selbst bis in die rauen Randenschluchten hinauf. Gegenwärtig noch treiben alle Gemeinden des Kantons Weinbau mit Ausnahme von Büttenhardt, Lohn, Stetten Opfertshofen, Merishausen, Bargen und Hemmental, wo das Klima zu rau ist.
Die Ausdehnung der Reben soll sich nach Güterkataster 1799 über 4008 Juchart (ca. 1340 ha!) und erstreckt haben. Da die Weinberge bis zur neuesten Zeit als das Fundament des Schaffhausen Nationalreichtums angesehen wurden und deshalb in sehr hohen Preise standen, so wurden auch die Reben nicht zum geringen Mass aufgeführt, ja man darf annehmen, dass jedes Stück Reben auf jede Juchart seines angeblichen Masses um ein bis zehn Ruten zu klein sei.
Aus diesem Grunde und weil seit einem halben Jahrhundert über 500 Juchart Reben ausgeschlagen wurden, kann man die wirkliche Grösse sämtliche Weinberge im Kanton höchstens auf 3500 Juchart (1166 ha) beziffern.
Der Weinbau erfordert mehr als die vierfache Arbeit des Feld- und Wiesenanbaus, auch erheischt er für Holz zu Rebpfählen, Stroh und Dünger wohl die sechsfache Auslage jener; dazu folgen sehr häufig Missjahre nacheinander, so das der bedeutendste Gewinn, den einzelnen Weinjahre bringen, ganz aufgezehrt wird. Deswegen sind auch jene Gemeinden, welche Weinbau treiben, am stärksten verschuldet und wenden sich mit Recht nach und nach anderen Zweigen der Landwirtschaft zu. Im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts reiften ganz ausgezeichnete Weine: 1811, 1819, 1822, 1827 und 1834. Sehr gute: 1800, 1807, 1810, 1825, 1835. Mittlere: 1802, 1815, 1818, 1826, 1828 und 1832. In den Übrigen Jahrgängen waren die Weine geringer, am geringsten wohl 1817.
Als gute Rebgelände werden Bergabhänge bis etwa 1600 über dem Meer gegen Osten, Süden oder am besten gegen Südosten gelegen, angesehen, besonders wenn sie einen kiesigen oder kalkigen Boden besitzen. Je ebener die Reben liegen, umso schlechter fällt der Wein aus und umso häufiger schadet ihnen der Reif. Der Weinbau wird auf dreierlei verschiedene Arten betrieben. Nach der ersten (am Bodensee einheimischen) wird die Weinrebe ohne grosses Beschneiden unter Umbiegen an lange, knorrige Pfähle gebunden und wächst dann so hoch, wie sie will. Diese Manie, welche auch nicht erfordert, dass die Reben in gerader Linie und in gewissen Zwischenräumen gepflanzt werden, ist sehr unvorteilhaft und verschwindet daher in dem östlichen Teile des Kantons, wo sie gebräuchlich war, ganz.
